Freitag, 5. Februar 2010

Der Datendieb

Von Hans Leyendecker

400 Millionen Euro sollen die Daten auf der CD einbringen, doch niemand kennt den Verkäufer. Der Datendieb ist der rätselhafte Unbekannte in der Affäre und niemand weiß, was ihn antreibt. Eines lässt sich jedoch vermuten: Mit Computern kennt er sich sehr gut aus.

Schweiz, Datendieb, Steuerhinterziehung, dpa

Wer ist der rätselhafte Verkäufer und was treibt ihn an? Auch die Bildagenturen behelfen sich mit Symbolbildern. Foto: dpa

Der Mann, der das Land spaltet, meldete sich vor knapp einem Jahr bei der Wuppertaler Steuerfahndung. Er besitze vertrauliche Daten der Credit Suisse, betonte er, und er soll behauptet haben, die Bank habe systematisch und in großem Stil Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet. Er finde es anstößig, dass wirklich reiche Leute ihr Geld an der Steuer vorbei vermehrten, soll er noch gesagt haben. Dann soll er einen Millionenbetrag für interne Unterlagen des Geldhauses Credit Suisse verlangt haben.

Seit der Fall des früheren LGT-Mitarbeiters Heinrich Kieber publik geworden ist, der im Juni 2007 für 4,6 Millionen Euro Daten der Liechtensteiner LGT Treuhand an deutsche Behörden verkauft hatte, melden sich immer wieder mal Informanten mit einer solchen oder einer ähnlichen Geschichte bei Ermittlern. Sie können die Ungerechtigkeit dieser Welt nicht mehr ertragen und um den Schmerz über alle die Bösartigkeiten zu lindern, verlangen sie Geld für Ware. Auch Auspacken kann ein Geschäftsmodell sein.

Wer der Unbekannte ist, wie er heißt, was er von Berufs wegen macht, ob er Rache am Management der Schweizer Bank nehmen will oder ob er im Innersten nur geldgierig ist - das alles ist derzeit noch nicht bekannt. Die Wuppertaler Steuerfahnder, die eingeschaltete Düsseldorfer Oberfinanzdirektion, das NRW-Finanzministerium und auch das Bundesfinanzministerium schweigen sich über seine Identität aus. Normalerweise sind solche Anbieter Computerspezialisten, manchmal verstehen sie sich sogar aufs Hacken.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Antiquarische Bücher

Sie haben ein geschäftliches Interesse, das deutsche Wettmonopol zu kippen.

Natürlich, aber genauso wollen wir sauberen, transparenten Sport und eine Akzeptanz als seriöses, innovatives Unternehmen in Deutschland. Wir fordern von der Politik einen neuen Ordnungsrahmen, der privaten Anbietern wie uns erlaubt, den Interessen von Sportorganisationen, Kunden und des Staates gerecht zu werden. Da geht es um Kundenschutz, Betrugsprävention und auch darum, in diesem Land angemessen Steuern zu zahlen, was wir gern tun würden.

Im aktuellen Fußball-Wettskandal spricht die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Bochum von einer "Spitze des Eisbergs". Teilen Sie die Einschätzung?

Das Thema Wettbetrug und Manipulationen im Sport wird nun öffentlich verstärkt diskutiert. Der Markt für Sportwetten ist in den letzten Jahren explodiert, und sicherlich gibt es eine Koinzidenz von Marktentwicklung und zunehmendem Interesse von Leuten, die betrügen wollen. Gleichzeitig sind aber auch die Sicherheitssysteme gewachsen. Wir machen es denen, die manipulieren wollen, schon sehr, sehr schwer.

In einem Dossier für die Tennisbranche stellten zwei ehemalige Scotland-Yard-Inspektoren sehr wohl eine Manipulationstätigkeit bei Tennisspielen fest. Die Verdachtsmomente betrafen ausschließlich Wettkonten Ihrer Firma Betfair.

Nicht jeder Wettanbieter gibt seine Informationen über mögliche Spielmanipulationen weiter. Wir tun es, deshalb werden wir auch öfter genannt. Ich erinnere mich, dass die beiden Herren ebenso betont haben, dass von systematischer Unterwanderung im Tennis nicht die Rede sein könnte.

Sind Sie vom aktuellen Wettskandal im Fußball betroffen?

Mir liegen keine Hinweise vor.

Hat die Bochumer Staatsanwaltschaft mal bei Ihnen nachgefragt?

Nein, allerdings tauschen wir uns regelmäßig mit der Fifa und der Uefa, also den Fußball-Spitzenverbänden, aus. Genaueres kann ich allerdings aus vertraglichen Gründen nicht nennen. Als Firma mit Sitz in London sind auch erst mal die britischen Behörden unsere Ansprechpartner. In anderen Fällen, in denen es um Scheckbetrug ging, haben wir allerdings schon mit deutschen Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet.

Es gibt Sportwettenanbieter, die Ihr Unternehmen hart attackieren und behaupten, Wettbörsen wie Betfair hätten durch das spezielle Geschäftsmodell erst die Basis für Spielmanipulationen geschaffen und würden daran sogar verdienen. Was ist da dran?

Es gibt nur einen einzigen Wettbewerber, der uns kritisiert hat, und dies aus durchsichtigen Motiven. Weil unsere Kunden direkt miteinander Quoten vereinbaren, sind die Fixquoten und Gewinnmargen der Buchmacher unter Druck geraten. Als führende Wettbörse mit sechs Millionen Transaktionen täglich leben wir vom Vertrauen unserer Kunden und haben daher ein existentielles Interesse am sauberen Sport. Jede Wettmanipulation schadet uns.

Vor Afghanistan-Konferenz

Vor Afghanistan-Konferenz

Merkel warnt vor schnellem Abzug

Von Wulf Schmiese, Berlin

27. Januar 2010 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor einem überstürzten Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gewarnt. Sie lehnte es in ihrer Regierungserklärung vor dem Bundestag auch ab, ein klares Abzugsdatum zu nennen, wie es der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel am Mittwoch abermals verlangte. Ein Abzug oder dessen Terminierung wären in der gegenwärtigen Lage verantwortungslos, sagte die Kanzlerin einen Tag vor internationalen Afghanistan-Konferenz an diesem Donnerstag in London. Die Konferenz, auf der Deutschland durch Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) vertreten wird, sei weder eine „Geber- noch eine Truppenstellerkonferenz“, sagte Frau Merkel. Die in Afghanistan kämpfenden Staaten wollten sich auf eine Strategie einigen, wie an die afghanischen Behörden künftig die „Sicherheit in Verantwortung“ übergeben werden könne.

Die Kanzlerin rechtfertigte ihr am Dienstag vorgestelltes Konzept, wonach das deutsche Militärkontingent in Afghanistan vorübergehend verstärkt, der Abzug aber ab Ende 2011 allmählich beginnen soll. Ab dann sollten „einzelne deutsche Fähigkeiten reduziert“ werden, kündigte Frau Merkel an. Die Perspektive sei, wie das auch Afghanistans Regierung wünsche, dass 2014 die Verantwortung „in Sicherheit“ übergeben werden könne. Doch das sei nicht als Endpunkt für den deutschen Militäreinsatz zu sehen, sagte die Kanzlerin: „Ein endgültiges Abzugsdatum nenne ich ausdrücklich nicht.“ Das halte sie für „kontraproduktiv“.