Sie haben ein geschäftliches Interesse, das deutsche Wettmonopol zu kippen.
Natürlich, aber genauso wollen wir sauberen, transparenten Sport und eine Akzeptanz als seriöses, innovatives Unternehmen in Deutschland. Wir fordern von der Politik einen neuen Ordnungsrahmen, der privaten Anbietern wie uns erlaubt, den Interessen von Sportorganisationen, Kunden und des Staates gerecht zu werden. Da geht es um Kundenschutz, Betrugsprävention und auch darum, in diesem Land angemessen Steuern zu zahlen, was wir gern tun würden.
Im aktuellen Fußball-Wettskandal spricht die ermittelnde Staatsanwaltschaft in Bochum von einer "Spitze des Eisbergs". Teilen Sie die Einschätzung?
Das Thema Wettbetrug und Manipulationen im Sport wird nun öffentlich verstärkt diskutiert. Der Markt für Sportwetten ist in den letzten Jahren explodiert, und sicherlich gibt es eine Koinzidenz von Marktentwicklung und zunehmendem Interesse von Leuten, die betrügen wollen. Gleichzeitig sind aber auch die Sicherheitssysteme gewachsen. Wir machen es denen, die manipulieren wollen, schon sehr, sehr schwer.
In einem Dossier für die Tennisbranche stellten zwei ehemalige Scotland-Yard-Inspektoren sehr wohl eine Manipulationstätigkeit bei Tennisspielen fest. Die Verdachtsmomente betrafen ausschließlich Wettkonten Ihrer Firma Betfair.
Nicht jeder Wettanbieter gibt seine Informationen über mögliche Spielmanipulationen weiter. Wir tun es, deshalb werden wir auch öfter genannt. Ich erinnere mich, dass die beiden Herren ebenso betont haben, dass von systematischer Unterwanderung im Tennis nicht die Rede sein könnte.
Sind Sie vom aktuellen Wettskandal im Fußball betroffen?
Mir liegen keine Hinweise vor.
Hat die Bochumer Staatsanwaltschaft mal bei Ihnen nachgefragt?
Nein, allerdings tauschen wir uns regelmäßig mit der Fifa und der Uefa, also den Fußball-Spitzenverbänden, aus. Genaueres kann ich allerdings aus vertraglichen Gründen nicht nennen. Als Firma mit Sitz in London sind auch erst mal die britischen Behörden unsere Ansprechpartner. In anderen Fällen, in denen es um Scheckbetrug ging, haben wir allerdings schon mit deutschen Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet.
Es gibt Sportwettenanbieter, die Ihr Unternehmen hart attackieren und behaupten, Wettbörsen wie Betfair hätten durch das spezielle Geschäftsmodell erst die Basis für Spielmanipulationen geschaffen und würden daran sogar verdienen. Was ist da dran?
Es gibt nur einen einzigen Wettbewerber, der uns kritisiert hat, und dies aus durchsichtigen Motiven. Weil unsere Kunden direkt miteinander Quoten vereinbaren, sind die Fixquoten und Gewinnmargen der Buchmacher unter Druck geraten. Als führende Wettbörse mit sechs Millionen Transaktionen täglich leben wir vom Vertrauen unserer Kunden und haben daher ein existentielles Interesse am sauberen Sport. Jede Wettmanipulation schadet uns.